Die Lippen leicht geöffnet, verspricht Aline »Esprit« bei der Begegnung, auf Riesenplakaten, die in ganz Paris verteilt sind, geloben Jane und Maude, dem Manne untertan zu sein. Juliette mit den Strapsen oder »Traci, oh oui! Auf Häuserwänden oder in den Spalten der Anzeigenblättchen bieten sie frank und frei ihre Dienste an. Hinter ihren Decknamen verbergen sich Hunderte von Firmen. Über Minitel, die französische Spielart des Bildschirmtextes, gehen die meisten von ihnen dreist der Prostitution nach. Unter der Bezeichnung »messageries roses« - rosa Botschaften - kann man vom harmlosen »Begleitservice« bis zur kostspieligen geschlechtlichen Begegnung alles arrangieren. Tippt der Interessent die Zahlenkombination an seinem Telephon, ist das Vorspiel sozusagen schon eröffnet. Wählt er alsdann noch den gewünschten Code auf der Tastatur des Minitel - also »Aline« oder »Jane«, »Maude« oder »Bruno« - errötet der Bildschirm. Dann tut sich ein wahres elektronisches Bordell auf. Da bietet sich »Ulla« an, verschwiegen und doch nicht mundfaul, oder ein Boy mit jungfräulichem Po. Unter der Rubrik »Sweet« sucht eine verheiratete Chris, 43 Jahre alt, 1,65 Meter, 50 Kilo, an Nachmittagen ehelicher Langeweile zu entfliehen. Ob »sadisme reel« oder »slip en dentelles« - kommt ein pikantes Rendezvous zustande, kann das mitunter lebensgefährlich werden. Letztes Jahr fanden Kinder auf einer Müllkippe bei Paris die Leiche von Anne, die sich unter dem Stichwort »Maynale« als Minitel-Modell verdingt hatte. Bei ihrer letzten Verabredung wurde sie erwürgt. Wie Anne erging es in den vergangenen Jahren fünf anderen Alte Nutten In Strapsen, deren Mörder bis heute nicht gefunden sind. Denn am Minitel korrespondieren Mann und Frau mittels Pseudonym und einem neckischen Code. In den elektronischen Briefkasten lassen sich die geheimsten Wünsche werfen. Der Minitel ist das ideale Mittel, in der totalen Anonymität Kontakte zu knüpfen - oder auf kriminellen Pfaden zu wandeln. Diese Kommunikationstechnik, so der Reporter, diene vor allem als Ventil für Pornographie und sexuelle Perversionen; Minitel sei zu einem schummrigen Boulevard der Stricher, Schlepper und Bauernfänger verkommen. Ursprünglich zur Belebung des gesättigten Telephonmarktes installiert, sollte Minitel dem Kunden die Fernsprechauskunft ersetzen. Von der elektronisch auf Bildschirm sichtbar gemachten Information versprach sich die Post zudem Einsparungen bei den teuren Telephonbüchern. Die ersten beiden Such-Minuten auf der Apparatur waren gratis, später eingeführte Auskunfteien - etwa von Air France und den französischen Eisenbahnen, von Banken, der Börse, vom Wohnungs- und vom Stellenmarkt - wurden durch geringe Gebühren auf der Telephonrechnung belastet. Heute kostet die Minitel-Minute zwischen 84 Centime und 1,25 Franc. Die Stunde mit »Aline« kommt so auf 75 Franc. Zur Benutzung der Dienste wurden von der Post die Fernsprechnummern interne Kommunikation bei Unternehmen bis Kommunikation zwischen verschiedenen Minitels eingerichtet. Seit neuestem kann der Kunde unter der Nummer Stimmen aus dem Computer bestellen - etwa um Freunden und Bekannten Glückwünsche und Verabredungen ausrichten zu lassen. Auf diesen sechs Fernsprech-Frequenzen tummeln sich derzeit 10 Anbieter - von den Pariser TV-Anstalten bis hin zum Telespielservice. Ein Viertel aller Minitel-Kommunikation spielt sich auf den erogenen Zonen ab. Bis hofft die Post auf die Verdoppelung der Anschlüsse. Im Vergleich dazu: In der Bundesrepublik nutzen erst das Btx-System. Das System sorgte zudem für eine Belebung der Prostitution. Minitel-Verabredungen, meint sie, seien für viele Männer leichter zu Alte Nutten In Strapsen als das lästige Ansprechen der Mädchen etwa in der Rue Saint-Denis. Mittwochs nachmittags, Alte Nutten In Strapsen die Schüler frei haben, sind die Angebote besonders gefragt. Minitel rose, meinten die Richter in ihrem Urteil, sei zwar ein Affront gegen die guten Sitten, gegen Moral und Geschmack - doch nicht gegen das Gesetz. Minitel-Nachrichten gelten in Frankreich als private Korrespondenz, die durchs Briefgeheimnis geschützt ist.
Traci! Oh oui!
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Was die Teenager beschreiben
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